Müllsammelaktion von youngcaritas und Kolpingsfamilie in Saerbeck mit vielen Helfern
Gut, es zu tun - schlecht, dass es sein muss
Saerbeck. 100 Helfer jeden Alters haben jetzt auf Einladung der youngcaritas und der Kolpingsfamilie Müll von Straßen, Wegen, Grünstreifen und Plätzen im Dorf und drumherum weggesammelt.
Mit großen blauen Müllsäcken, Handschuhen und Greifern zogen sie vom Rathaus-Vorplatz los. Ortskarten mit Sammelbezirken und die Ausrüstung bekamen sie in einem Pavillon, wo auch die Waffeleisen für ein kleines Dankeschön nach der Rückkehr glühten. Die kleinen und großen Müllpicker füllten mit ihren Säcken die Ladefläche eines Bauhof-LKW. Mit dabei waren Familien mit Kindern, Cliquen, Gruppen aus den Bauerschaften, etliche Geflüchtete und, gut erkennbar in Orange-Blau und Mannschaftsstärke, die Jugendfeuerwehr.
"Man kann schon mal ein paar Stunden etwas tun für die Allgemeinheit - und für das eigene Gewissen", erklärte Claudia Beuning, während sie an der B475 in Sichtweite des Ortsschilds Richtung Emsdetten mit dem Greifer eine Plastikverpackung aus dem Gras in den Sack beförderte. "Traurig, dass man das machen muss", fand ihre Kollegin Melanie Weiligmann. Am Fuhrmannsweg begegneten die Beiden einer Mutter mit ihrer Tochter, die in der näheren Umgebung ihres Hauses mit dem Müllsack unterwegs waren. Sie berichteten von ziemlich absurden Fundstücken: Korrekt zugeknotete, aber am Straßenrand entsorgte Hundekotbeutel und eine Tube roher Kartoffelpufferteig.
Wenn Gruppen zum Rathaus zurückkamen, sah sich Christina Tuttmann von der youngcaritas des Caritasverbands Emsdetten-Greven in der widersprüchlichen Lage, sich über Müll zu freuen - zumindest den eingesammelten Abfall. Leni, Marla und Elea zum Beispiel zeigten ihr viele Verpackungen von Überraschungseiern und Kassenzettel, die aus dem Grün entlang des Bevergerner Damm stammten. Andre Kuchheuser, Tobias Spahn und ein Kollege waren im Naturschutzgebiet Emsaue westlich der Brücke nach Hembergen unterwegs. Sie holten dort unter anderem drei Autoreifen, eine Fahrradfelge und säckeweise wohl von den Hochwassern angespülte Glasflaschen heraus. "Es sind immer wieder die gleichen Stellen, das ist schon deprimierend", fand Andre Kuchheuser. Mit Tobias Spahn fragte er sich: "Wo kommt bloß der ganze Müll im Dorf und in der Natur her?" Vieles könnte man doch sogar kostenlos beim Wertstoffhof entsorgen. Spahn setzt gerade bei mitsammelnden Kindern auch auf einen pädagogischen Effekt: Müll hat in der Landschaft nichts zu suchen.
Unter anderem an den Auffahrten zur B219 schwärmten die 14 Mitglieder und Leiter der Jugendfeierwehr aus und füllten die Säcke. Darin auch: Schuhe, Elektronik, Maler-Vlies, kleine Schnapsfläschchen und Zigarettenschachteln. Was Jannik und Justus gar nicht gut fanden: "Wir sammeln, und Leute werfen uns aus dem Auto heraus wieder Müll vor die Füße."
Vor vier Jahren war ein junger Saerbecker auf die Idee gekommen, Müll im Dorf einzusammeln. Das nahmen die youngcaritas und die Kolpingsfamilie auf und führten es fort. "Es ist zwar toll zu sehen, wie viele mitmachen, aber es ist schlimm, dass eine solche Aktion sein muss", benennt Mit-Organisatorin Christina Tuttmann die zwei Seiten der Medaille.
Die Einnahmen aus gefundenen oder gespendeten Pfandflaschen gehen an die Bürgerstiftung Altes Rathaus/ Mehrgenerationenhaus.